außerschulischer Lernort
Huntewerft
Erlebnispädagogik

Der junge Mensch, der die Kindheit hinter sich gebracht hat und auf der Schwelle zum Erwachsensein steht, soll auf eine aktive und verantwortungsbewußte Lebensführung vorbereitet werden - eben auf seine "Fahrt ins Leben" .
Outward Bound ist ein Begriff aus der englischen Seefahrt: ein Schiff kann - zu großer Fahrt ausgerüstet und bereit - auslaufen.
Dieses Bild wurde von Kurt Hahn in die Pädagogik übertragen.

Seit den 50er Jahren ist das Segeln zu einem festen Bestandteil in der Erlebnispädagogik geworden. Anfangs wurden Segelprojekte hauptsächlich zur Resozialisierung von straffällig gewordenen und drogenabhängigen Jugendlichen eingesetzt. In den 80er Jahren wurden die Vorteile des Segelns dann auch für die Schulpädagogik entdeckt und Segelschiffe wie die "Thor Heyerdahl" wurden in Dienst genommen.
"Das Schiff ist ein eigener Sozialraum, in dem auf engem Raum - abgesehen von Einhandseglern - mehrere Personen miteinander agieren und eventuell sogar für eine bestimmte Zeit zusammenleben. Die Rückzugsbereiche sind begrenzt und die anderen werden in allen Bereichen wahrgenommen."
Diese Aussage stellt den pädagogischen Wert von Segelschiffen klar heraus. Ein enger Raum ist sehr wichtig für das Lernen von sozialem Miteinander von Menschen. Vor allem Jugendliche können von solchen Erfahrungen nur profitieren, denn sie müssen in Konfliktsituationen (wie sie auf engstem Raum häufig auftreten und begünstigt werden) lernen sich angemessen zu behaupten, ihre Meinung dazu zu äußern und sie auch zu vertreten, aber auch Kompromisse schließen zu können.
Weiter ist ein Schiff ein geschlossenes System, das nur dann funktioniert, wenn alle zusammenarbeiten. Es hat zudem eine feste Hierarchie, das bedeutet, dass jeder/jede an Bord einer bestimmten Aufgabe zugeteilt ist, die er/sie gewissenhaft erfüllen muss. Ist dies nicht der Fall, dann kann das System Schiff nicht funktionieren. So wird eine Situation geschaffen, wie sie laut Jörg Ziegenspeck nur noch an Bord von Schiffen vorzufinden ist:
"An Bord wird etwas praktiziert, was man an Land oftmals schon aufgegeben hat: Kameradschaft und Kooperation. Nur wenn alle mitmachen, werden Segel gesetzt, wird Kurs gehalten, wird man satt und kommt an" .
Damit verbunden ist gleichzeitig, dass jeder/jede auf dem Schiff zur Aktivität angehalten wird. Man muss gemeinsam handeln, miteinander sprechen, sich zuhören und sich gegenseitig helfen. Es gibt aber auch Situationen, die nicht harmonisch verlaufen. Gerade in diesen Momenten werden die Stärken und Schwächen eines jeden Besatzungsmitglieds deutlich. Dies trägt genau so zur Persönlichkeitsbildung bei wie das Lösen von Konfliktsituationen, die bei solch einer Segelausfahrt garantiert auftreten. Jugendliche erleben an Bord etwas, dass sie so intensiv vermutlich nicht in ihrer normalen Alltagswelt erfahren würden: soziales Miteinander. Sie verfügen dadurch anschließend über Erfahrungen, die andere Jugendliche vielleicht niemals machen werden. All diese Dinge können sich nachhaltig positiv auf die Entwicklung und das Sozialverhalten von Jugendlichen auswirken.
Was zusätzlich noch auf die Jugendlichen einwirkt ist die Natur. Sie wird beim Segeln neu, intensiv und unterschiedlich erfahren, denn ein Boot ist den Elementen Wind und Wasser direkt ausgesetzt. Dies kann bei ihnen ein neues oder erweitertes Bewusstsein für ihre Umwelt und die Natur wecken, bzw. sie können es wiederentdecken.
Außer Acht lassen darf man dabei jedoch nicht, das ein solcher erlebnispädagogischer Segeltörn bei weitem nicht alle TeilnehmerInnen automatisch anspricht. Wenn jemand nicht bereit ist, sich komplett auf dieses Erlebnis einzulassen und sich nicht dafür öffnet, dann wird er/sie auch nicht davon profitieren können.

Daniel Besier
Quelle: http://www.igh.hd.bw.schule.de/schulleben/fahrten/segeln.html